Konstellationsanalyse

Die Konstellationsanalyse ist eine Methode der Technik-, Innovations- und Nachhaltigkeitsforschung, die am Zentrum Technik und Gesellschaft/TU Berlin entwickelt wurde. Mit ihrer Hilfe werden die vielfältigen Verflechtungen zwischen Technik, Natur, Akteuren und verschiedensten Rahmenbedingungen visualisiert und diskutierbar gemacht. Nach der Festlegung eines thematischen und/ oder örtlichen Schwerpunkts werden Fragestellungen analysiert, indem die Entscheidungsstrukturen der relevanten Akteure und Institutionen abgebildet werden.

Komplexe Problemkonstellationen, wie sie in der nachhaltigen, zukunftsorientierten Stadtentwicklung häufig anzutreffen sind, führen nicht selten zu Blockaden, die schwer analysierbar und aufzulösen sind. Hier dient die Konstellationsanalyse durch die Visualisierung von Zusammenhängen dazu, Hindernisse zu identifizieren und Rahmenbedingungen zu hinterfragen. Mit lokalen Schlüsselakteuren kann zunächst der Ist-Zustand erfasst werden, an den Diskussionen anknüpfen. – Zum Beispiel: Welche gemeinsamen Ziele lassen sich erkennen? Warum können bestimmte Projekte nicht umgesetzt werden? Daraus können dann – wiederum gemeinsam – Handlungsoptionen abgeleitet und Strategien entwickelt werden.

Neben den Akteuren zeigt die Darstellung der Konstellationen also Relationen und mögliche Abhängigkeiten der Akteure untereinander sowie mit ihrer Umwelt auf. So können Potenziale und Hemmnisse in Bezug auf mögliche Veränderungen aus verschiedenen Akteursperspektiven identifiziert werden. Die Konstellationsanalyse ist daher als Methode vielseitig einsetzbar und eröffnet die Möglichkeit, komplexe Sachverhalte im Kreis verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen, aber auch zwischen Wissenschaft und Praxis diskutierbar zu machen.

Die Konstellationsanalyse in lokalen Transformationsprozessen

Als Vorbereitung der Konstellationsanalyse wird zunächst ein Untersuchungsgebiet (hier ein Ausschnitt aus Neu-Hohenschönhausen) ausgewählt und ein für die Veränderungen im Quartier relevanter Themenschwerpunkt vereinbart (hier: Neubau, Klimaschutz und Flächenkonkurrenzen) Akteure, die für das spezifische Thema vor Ort eine Rolle spielen könnten, werden identifiziert und zu ihren Erfahrungen befragt: Bewohner*innen des Quartiers, lokale Politik und Verwaltung, ortsansässige Unternehmen und Initiativen, kommunale Versorger*innen. Weitere relevante Akteure können von diesen auch benannt werden.

Anschließend werden mit diesen ausgewählten Schlüsselakteuren längere Leitfaden-Interviews geführt, in denen z.B. ihre eigenen Ziele, Strukturen und Ressourcen erfragt werden und ihre Erfahrungen mit der Umsetzung vor Ort, z.B. welche Projekte zum Thema bereits durchgeführt wurden, welche Pläne oder Vorschläge es gibt und welche Kooperationen bereits bestehen.

  • Die Interviews sind Basis für eine erste Darstellung der Konstellation, die Strukturen vor Ort und Beziehungen der Beteiligten zueinander visualisiert.
  • Die Visualisierung ist ein Hilfsmittel, um gemeinsam mit verschiedenen Akteuren in Workshops die Situation (Konstellation) zu diskutieren und durch Korrekturen und Detaillierungen weiter zu entwickeln.
  • Abschließend werden daraus konkrete Maßnahmen abgeleitet und strategische Schritte entwickelt. Hauptziel der Konstellationsanalyse ist es, die Beteiligten miteinander ins Gespräch zu bringen, um Hindernisse zu identifizieren und gemeinsam die Grundlage zu schaffen, damit wünschenswerte Transformationsprozesse ermöglicht werden

Senior Research Group

Die heutige Senior Research Group (SRG) entstand 1997 im Rahmen DFG-Projektes »SENTHA« (Seniorengerechte Technik im häuslichen Alltag) und ist seit 2016 als sentha e.V. tätig, wobei sich das Tätigkeitsspektrum kontinuierlich ausgeweitet hat. Heute beteiligt sich die Gruppe aus ca. 15 Senior*innen an vielfältigen Forschungsprojekten und entwickelt und bearbeitet eigene Forschungsfragen auch jenseits des häuslichen Alltags. Hierzu gehören alle Fragen rund um Bedürfnisse von älteren Menschen und die Nutzbarkeit technischer Entwicklungen für diese. Neben der Gestaltung und Ausstattung von Wohnungen sind dies z.B. die Fragen, wie sich Senior*innen in ihrem Alltag bewegen, welche Verkehrsmittel sie warum nutzen und wie städtische Außenräume barrierefrei gestaltet werden können.

In jüngster Zeit hat sich insbesondere das Interesse am Thema Mobilität verstärkt. Neben der detaillierten Analyse eines Berliner Bahnhofs sind es Themen der Alltagsmobilität und damit zusammenhängender Fragen der Techniknutzung, Zugänglichkeit und Verfügbarkeit, die von den Senior*innen für verschiedene Anwendungskontexte diskutiert werden.

In Neu-Hohenschönhausen ergänzt die SRG den Diskussionsrahmen durch eigene Begehungen, Interviews vor Ort und darauf aufbauende Veränderungsvorschläge aus Sicht von Senior*innen. Mit viel Kreativität und basierend auf dem eigenen Erfahrungsschatz wird die Lebenssituation verschiedener Bewohner*innen exemplarisch nachempfunden und dargestellt, um Diskussionsimpulse für die Entwicklung des Quartiers zu liefern.

Städtische Transformation

Der Begriff »Transformation« bezeichnet ganz allgemein den Übergang von einem System in ein anderes. »Städtische Transformation« hingegen ist ein Ansatz, welcher Entwicklungsmöglichkeiten für Städte und Kommunen hin zu mehr Nachhaltigkeit aufzeigen möchte.

Die Frage: Wie können Nachhaltigkeitsaspekte bei deren Entwicklung stärker berücksichtigt werden? steht im Kontext zahlreicher Veränderungen, denen diese ausgesetzt sind: demographischer Wandel, Wachstum und Schrumpfung, wirtschaftliche Höhen und Tiefen, Digitalisierung, Klimawandel etc. Um mehr Nachhaltigkeit in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht zu erreichen, müssen Ziele städtischer Entwicklung daher ganz neu definiert und neue Vorgehensweisen entwickelt werden. So ist es mittlerweile recht üblich, dass lokale Ideen, Akteure und Lösungsansätze stärker in Prozesse eingebunden werden – nicht nur in Diskussionen, sondern auch bei der Konzept- und Maßnahmenentwicklung sowie Umsetzungen.

In der Praxis waren kleine und mittelgroße Städte und Kommunen lange Vorreiter nachhaltiger Entwicklung. Aus Erfahrungen wird deutlich, dass eine »proaktivere Ausrichtung … auf die Gestaltung von Innovationen und Veränderungsprozessen« wesentlich für städtische Transformation ist. Veränderung herzustellen ist deshalb so schwierig, weil man verstehen muss, welche Strukturen welche (positiven oder negativen) Auswirkungen haben – und wo geeignete Ansatzpunkte für sinnvolle und machbare Veränderungen sind. So können zum Beispiel nicht alle Nachhaltigkeitsaspekte auf Quartiersebene gelöst werden, genauso wenig, wie jede Nachhaltigkeitsstrategie Akteure braucht, die sie umsetzen. Um herauszufinden, welche Ziele und Maßnahmen machbar und sinnvoll sind, braucht es allerdings Raum und Zeit zum Ausprobieren.

Reallabore sind dabei ein konkreter Ansatz, um dieses Ausprobieren zu ermöglichen.

Kontakt:
Dr. Gabriele Wendorf – Zentrum Technik und Gesellschaft, TU Berlin