Lehrformat LMNN

Im Kontext der StadtManufaktur wurden auch studentische Zukunftsvisionen für ein Quartier in Neu-Hohenschönhausen entwickelt. Schwerpunkt war dabei zukunftsorientierte Mobilität – die Gestaltung der »Last Mile«, also des Wegs von der Haustür bis zu Stationen des öffentlichen Nahverkehrs und zu Nahversorgungseinrichtungen.

Von den Studierenden wurden unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte gesetzt und unterschiedliche methodische Zugänge genutzt, um ein Zukunftsbild für das Jahr 2040 zu entwickeln. Die Ergebnisse dienen als Anregung für Zieldiskussionen vor Ort.

#1 Fahrradstrategie NHSH

von Ulrike Damerau, Johann Helmann, Pia Zieren

Diese Vision fokussiert auf die langfristige Stärkung von Rad-Mobilitätsangeboten für die Anwohner*innen: Integraler Bestandteil hierfür ist die Einführung eines öffentlichen Mobilitäts-(Fahrrad-)Leihsystems.

Die Ausgangslage für ein Leihsystem (Sharing-System) in NHSH unterscheidet sich von herkömmlichen, markt-/umsatzorientierten Angeboten durch den hier vorliegenden kleinräumigen Maßstab, die verhältnismäßig isolierte Randlage des Quartiers sowie seine spezifische Soziodemographie und räumliche Typologie. Es braucht daher einen Ansatz, der holistisch, nicht umsatzorientiert und bunt ist. Ein Sharing-System für diesen Ort, das Anreize zum Fahren bietet, muss demnach grundlegend anders als bestehende Angebote gedacht werden: übliche Kostenpunkte, Raum- und Netzwerkkonstellationen sind im Zuge dessen neu zu gestalten.

Konkret bedeutet das:

  • eine Umgestaltung des Straßenraums zugunsten des Fahrrads,
  • eine Zusammenarbeit der Akteure der Stadtentwicklung und
  • eine qualitative Weiterentwicklung des öffentlichen Raums.

Der Bezirk sollte die Angebote betreiben, Wissen generieren und mit einer stetigen Auswertung der Nutzer*innendaten die Angebote bedarfsgerecht anpassen und verbessern. Wichtig ist dabei, ein flexibles Konzept zu entwickeln, welches auch unerwarteten Veränderungen gegenüber widerstandsfähig (resilient) ist.

#2 Zukunftsquartier Neu-Hohenschönhausen

von Kyra Heller, Daniel Steden, Marlen Kroeske

Diese Vision entwickelt Mobilitätszentren als Knotenpunkte und Begegnungsstätten im Quartier, an denen auch Bedarfe des täglichen Lebens gedeckt werden können.

  • Das bestehende Angebot des öffentlichen Nahverkehrs wird durch Mobilitätszentren ergänzt, in denen bspw. Fahrräder und E-Scooter zur Verfügung gestellt werden. Dies verbessert die Anbindung an Innenstadt und Arbeitsplatz und ermöglicht (mehr) soziale Kontakte im Alltag.
  • Ein All in One-Ticket für alle privaten und öffentlichen Mobilitätsangebote ermöglicht flexibles Umsteigen von einem Verkehrsträger zum anderen (Multimodalität).
  • Zusätzlich dienen diese Mobilitätszentren der Nahversorgung, indem dort beispielsweise Pakete aufbewahrt, regionale Produkte angeboten und eigene Fahrräder repariert werden können. Per App können die Anwohner*innen darüber abstimmen, welche Produkte und Dienstleistungen in den Mobilitätszentren angeboten werden; mittels eines Algorithmus wird das Angebot an die jeweiligen Bedarfe vor Ort angepasst.
  • Die modulare Bauweise der Zentren ermöglicht zudem eine flexible Anpassung entsprechend einer sich verändernden Nachfrage. Als überdachte Begegnungsräume und Informationspunkte in der Nachbarschaft können hier außerdem Erfrischungsgetränke erworben, W-Lan genutzt sowie Informationen über Lokales verfügbar gemacht und abgerufen werden.
  • Durch die Reduzierung des Verkehrs wird neuer Stadtraum frei, der durch die Anwohner*innen nach ihrem Belieben genutzt und gestaltet werden kann. Wohnstraßen werden zu Fahrradstraßen, Hauptstraßen mit geschützten Radstreifen ausgestattet, die es jeder Person ermöglichen, sich sicher fortzubewegen. Ein durchgängiges taktiles Leitsystem, abgesenkte Bordsteine und gut gekennzeichnete Straßenübergänge geben den Fußgänger*innen Sicherheit und ihre Stadt zurück. So werden die Straßen wieder zu Orten des Miteinanders.

#3 Barrierefreie Stadtgestaltung in Neu-Hohenschönhausen

von Johannes Ahrens, Theresa Kalmer, Taegyun Kim

Barrierefreie Gestaltung städtischen Raums ist eine weitere studentische Vision. Mit Hilfe eines Toolbox-Spiels soll eine Diskussion über die zukünftige Entwicklung unserer Lebensumfelder mit allen relevanten Akteur*innen ermöglicht werden: Ziel ist es, durch Nutzungsmischung, verbesserte Orientierung und geeignetes Straßendesign eine barrierefreie Stadt spielerisch zu entwickeln und zu gestalten.

  • Gemischte Nutzungen tragen zu Barrierefreiheit in Städten bei, da durch sie eine Infrastruktur entsteht, in der Arbeitsplätze, Treff- und Aufenthaltspunkte sowie Orte für Belange des täglichen Bedarfs durch kurze Wege und ohne Verkehrsmittel erreichbar sind.
  • In barrierefreien Städten müssen sich alle Menschen leicht orientieren können. Dies gilt für Menschen mit Einschränkungen ebenso wie für Menschen ohne generelle Orts- oder Sprachkenntnisse. Neue GPS-Leitsysteme bieten die Möglichkeit, eine breite Zielgruppe abzudecken, indem Informationen GPS-getrackt und damit passgenau akustisch und/oder visuell auf digitale Endgeräte übermittelt werden.
  • Für Menschen mit Geh- und Bewegungseinschränkungen ist ebenfalls ein Straßendesign ohne Barrieren relevant. Hier gilt es vor allem Überwege und Kreuzungspunkte so zu gestalten, dass ein Queren ohne Hindernisse möglich wird. Zudem müssen gut verteilte Sitzmöglichkeiten für den Aufenthalt gewährleistet werden. Neue Apps können dabei helfen Bedarfe aus Nutzer*innensicht zu kartieren und damit eine passgenaue Planung und Anpassung zu vereinfachen.

#4 Quartiershubs in Neu-Hohenschönhausen

von Lara Danyel, Helen Schwochert, Wenyi Sun, Yiwei Fu, Johannes Hanisch

Diese Vision beschäftigt sich mit Potenzialen Neu-Hohenschönhausens, insbesondere mit Möglichkeiten der Umnutzung vorhandenen Parkraums durch unterschiedliche Knotenpunkte – Quartiershubs.

Ziel ist es, Quartiere bedarfsorientiert und gleichzeitig flexibel zu gestalten, indem

  • modulare und flexible Bauten und damit auch Stadträume entwickelt werden.
  • In diesen kann man sich dann bequem zu Fuß sowie mit Hilfe verschiedener Mikromobilitätsangebote (Sharing-Angebote) bewegen.
  • Außerdem sollen eine kleinteilige Nutzungsmischung und niedrigschwellige digitale Lösungen für Effizienz im Alltag sorgen.
  • Gleichzeitig sollen durch nachhaltige Stadtentwicklung Räume geschaffen werden, die sich finanz- & ressourcenschonend an die Bedarfe zukünftiger Generationen anpassen lassen und vielfältige Nutzungen mitdenken.

#5 On-Demand-Shuttles als Transformateure des Stadtraumes in NHSH

von Mayra Díaz, Annika Frase, Julia Herrmann

Diese Vision beschäftigt sich mit den Potenzialen einer Mobilitätswende. Neben der Einrichtung von Quartiersgaragen, Mobilitätsstationen und dem Ausbau der Fahrradinfrastruktur sollen On-Demand-Shuttles in NHSH eingeführt werden: Dies soll den Stadtraum in NHSH wandeln, das Quartier beleben, Gemeinschaft stärken und eine nachhaltige Lebensweise in den Alltag integrieren helfen. Insgesamt vermindert sich hierdurch der Verkehr und Flächen werden frei. Dies bietet auch die Möglichkeit, die homogenen Raumstrukturen aufzubrechen.

  • In einem ersten Schritt soll bei den Bürger*innen Akzeptanz für das Vorhaben geschaffen, Informationen bereitgestellt sowie einige Parkplätze umgewidmet werden.
  • Außerdem werden Haltestellen für On-Demand-Shuttles eingerichtet und die Hauseingänge im Pilotgebiet mit Tablets ausgestattet. So sollen auch Anwohner*innen ohne Smartphone ein Shuttle bestellen können.
  • Nach dem Einführen der Shuttles werden Stück für Stück weitere Parkplätze umgewidmet. So entstehen Freiflächen, die zu Orten des Austauschs werden und von den Anwohner*innen beliebig bespielt werden können.
  • Zusätzlich sollen Container aufgestellt werden, die für unterschiedliche Zwecke genutzt werden können.

Kontakt:
Prof. Jochen Rabe – Einsteincenter Digital Future, TU Berlin